Kombinierte Elektrisch - Akustische Stimulationssysteme
Betrachtet man größere Gruppen schwerhöriger Patienten, so erkennt man, dass Hörverluste in der Regel bei hohen Frequenzen zuerst auftreten. Damit haben viele schwerhörige Patienten bei tiefen Frequenzen noch Hörreste, die sie mit einem Hörgerät nutzen können. Für ein gutes Sprachversehen reichen diese Hörreste jedoch in vielen Fällen nicht mehr aus, so dass sich viele dieser Patienten für ein Cochlear Implant entscheiden.
1999 hatte Professor Ilberg in Frankfurt die wegweisende Idee, die elektrische Stimulation des Hörnerven durch ein Cochlear Implant mit der Nutzung der tieftonalen Hörreste zu kombinieren, das Gehör also gleichzeitig akustisch und elektrisch zu stimulieren.
Abb.1 Abb.2
Abb.1 Indikationsbereich für eine kombinierte elektrisch‐akustische Stimulation (Quelle: MED‐EL Deutschland GmbH)
Abb.2 Beispiel eines Präoperativen Audiogramms
Die Anwendbarkeit dieses als EAS (Elektrisch‐Akustische Stimulation) bezeichneten Verfahrens ist an mehrere technologische und medizinische Voraussetzungen gebunden:
- Die intakten Strukturen in der Spitze der Hörschnecke, die für die Wahrnehmung tiefer Töne verantwortlich sind, dürfen durch die Implantation nicht beschädigt werden. Dazu sind extrem flexible Elektrodenträger nötig, die außerdem kürzer sein müssen als die Standardelektroden.
- Das Einführen der Elektrode in die Hörschnecke muss operativ mit einem besonders schonenden Verfahren erfolgen, um die Hörreste im Tieftonbereich zu erhalten.
- Hörgerät und Sprachprozessor müssen zusammen in einem Gehäuse untergebracht und von denselben Batterien versorgt werden.
- Eine spezielle Strategie zur Einstellung von Hörgerät und Cochlear Implant muss eine optimale Aufteilung der akustisch und elektrisch zu stimulierenden Frequenzbereiche vornehmen.
Abb.3 Abb.4
Abb.3 Sonnet 2 Sprachprozessor der Firma MED-EL (Quelle: MED-EL GmbH Deutschland)
Abb.4 Nucleus 7 Sprachprozessor (CP 1000) der Firma Cochlear (Quelle: Cochlear Ltd.)
Vordiagnostik, operative Vorgehen und postoperative Rehabilitation entsprechen dem Vorgehen wie bei einer Cochlear Implantation.
Vortrag: 'Hören mit elektroakustischer Stimulation' von A. Suhr
aus dem Patientenforum der Tagung vom
01. und 02.10.2010
Apparative Rehabilitation von Hörstörungen
- vom Hörgerät bis zum Cochlea-Implantat
"Das Magdeburger Konzept als multidisziplinärer Ansatz"
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