Knochenverankerte Hörgeräte
BAHA (Bone Anchored Hearing Aid)
Das BAHA (Bone Anchored Hearing Aid) ist ein knochenverankertes Hörgerät.
Prinzip der Schallübertragung
Physiologische Schallübertragung
Physiologisch werden Sprache und Geräusche in Form von Schall vom äußeren Ohr aufgenommen. Das Trommelfell wird in Schwingungen versetzt. Über die Gehörknöchelchenkette im Mittelohr werden diese auf das Innenohr übertragen. Dort erfolgt die Transformation in elektrische Signale, die über den Hörnerven zum Gehirn geleitet werden. Hier entsteht der Höreindruck.
Quelle: Cochlear Ltd.
Bei einer Schwerhörigkeit wird der Schall mit konventionellen Hörgeräten, die entweder hinter dem Ohr (HdO) oder im Ohr (IO) getragen werden, verstärkt. Die Übertragung des verstärkten Schallsignals erfolgt ebenfalls über das Mittelohr zum Innenohr. Bei anatomischen Fehlbildungen, chronischen Entzündungen oder Radikalhöhlen ist die Versorgung mit einem konventionellen Hörgerät nicht möglich. Hier kommt das BAHA zum Einsatz.
Schallübertragung mit dem BAHA
Der vom Hörgerät aufgenommene Schall wird über den Knochen zum Innenohr transportiert, wobei der Gehörgang und das Mittelohr umgangen werden. Um eine optimale Schallübertragung zu gewährleisten, wird das Hörgerät auf einen Knochenanker (Baha Connect System, Firma Cochlear), der hinter dem Ohr in Form einer kleinen Schraube in den Knochen eingesetzt wird, übertragen. Es besteht auch die Möglichkeit, Sprachprozessor und Implantat magnetisch zu verbinden (Baha Attract System, Firma Cochlear). Bei kleinen Kindern im Alter von 0-4 Jahren ist die Implantation des Knochenankers noch nicht problemlos möglich, da der Knochen noch sehr dünn ist. Hier kann man das Hörgerät in einem Stirnband platzieren. Es besteht auch die Möglichkeit, den Sprachprozessor über ein Klebepad auf den Knochen hinter dem Ohr zu kleben (ADHEAR, Firma MED-EL).
Quelle: Cochlear Ltd.
Weitere Informationen finden Sie unter:
https://www.cochlear.com/de/de/home/products-and-accessories/cochlear-baha-system
https://www.medel.com/de/hearing-solutions/bone-conduction-system
Indikation
1. Große Ohrfehlbildungen mit verschlossenem Gehörgang
2. permanente Gehörgangsentzündungen
3. nicht operativ therapierbare Mittelohrerkrankungen
4. Zustand nach Radikaloperationen mit wiederkehrenden Entzündungen
5. Einseitige Ertaubung (CROS-Versorgung)
Operative Aspekte
In einem kleinen Eingriff (in örtlicher Betäubung bei Erwachsenen, bei Kindern in Narkose) wird ein kleines Hautareal hinter dem Ohr freigelegt und ausgedünnt. Eine 3-4mm lange Titanschraube wird in den Knochen integriert.
Nach einer Einheilungszeit von ca. drei Monaten wird eine Distanzhülse mit Schnappkupplung auf den Knochenanker aufgesetzt. Hierzu wird in einem zweiten Eingriff die Haut über der Titanschraube ausgestanzt.
Ist die Wundheilung abgeschlossen, kann das Hörgerät angesetzt werden.
Nachsorge
Die Anpassung des digitalen Hörgerätes erfolgt durch den Hörgeräteakustiker.
Um Entzündungen und Komplikationen zu vermeiden, ist die Pflege der Haut um den Knochenanker besonders wichtig. Hierzu erfolgt die Einweisung durch den behandelnden Arzt.
Bonebridge
Die Bonebridge (Firma MED-EL) besteht aus dem Implantat und dem außen am Kopf getragenen Sprachprozessor. Über einen Magneten wird der Sprachprozessor am Implantat gehalten. Das Implantat wandelt die akustischen Signale in mechanische Schwingungen um und leitet es an den Schädelknochen weiter. Durch die Schwingungen des Schädelknochens wird das Innenohr erregt und der Schall an den Hörnerven weitergeleitet. Patienten mit einer Schallleitungsschwerhörigkeit oder einer kombinierten Schwerhörigkeit profitieren von dieser Hörlösung. Gerne beraten wir Sie in unserer Apparativen Hörrehabilitationssprechstunde. Weitere Informationen finden Sie hier: https://www.medel.com/de/hearing-solutions/bonebridge.